Menschsein und Religion.
Anthropologische Probleme und Perspektiven
der Glaubenskultur des Christentums
Internationaler Kongress
des Instituts für Praktische Theologie und Religionspsychologie
der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien
vom 9.-12. April 2014 an der Universität Wien
Willkommen
Wir freuen uns, Sie vom 9. – 12. April 2014 in Wien begrüßen zu dürfen!
Die theologische Kritik und Begleitung der religiösen Praxis einer Gesellschaft steht letztlich im Dienste des Menschseins des Menschen. Religiöse Praxis ist nur insofern eine gute Empfehlung, als sie dazu beiträgt, dass der Einzelne durch eine entsprechende Glaubenskultur als Mensch zum Vorschein kommt, dem insbesondere die Erfahrungen von Freiheit und Liebe zugänglich sind. Die Gesellschaftsdiagnosen der letzten drei Jahrzehnte erkennen, dass Menschen heute vor besonderen Herausforderungen stehen, wenn es gilt, ein eigenes Leben zu führen, das sie als Ausdruck ihrer Freiheit und des Gewährens bzw. Empfangens von Zuwendung verstehen können. Angesichts dessen ist im Blick auf die gegenwärtige Praxis des Christentums kritisch zu fragen, inwieweit sie dem Menschsein des Menschen angemessen Rechnung trägt und Menschen nicht vor die groteske Alternative stellt, gerne Mensch oder religiös zu sein.
Der Kongress „Menschsein und Religion“ nimmt jene Ressourcen der Glaubenskultur des Christentums genauer in den Blick, die dem Menschen sich als Mensch zu verstehen geben, ohne von ihm zu fordern, mehr oder anderes als Mensch zu sein. Dazu gehört es, solche Praxisformen des Christentums (bestimmte Gottesdienst- und Predigtkulturen, Spiritualitätsformen usw.) zu analysieren, in denen Mensch zu sein faktisch als Vorwurf zur Sprache kommt. Als nicht minder problematisch erweisen sich jene (meist impliziten) Glaubensempfehlungen, die das Führen eines selbstbestimmten Lebens und die damit verbundenen Aneignung eines eigenen Willens diskreditieren. Entsprechende „Botschaften“ zirkulieren im gesamten Zeichenensemble des Christentums (Kunst, Liedgut, Gebetskultur, Architektur usw.). Dabei gerät nicht selten sogar die Wahrung der Würde des Menschen ins Hintertreffen. Als verbindliches Grundprinzip ist ihr jedoch nicht nur bei der ethischen Erörterung medizinischer, pädagogischer oder politischer Vorhaben Aufmerksamkeit zu schenken, sondern auch bei der Gestaltung und Begründung religiöser Praxis.
Das Thema des Kongresses lässt eine Vertiefung des Dialogs zwischen (Praktischer) Theologie, (Praktischer) Philosophie, Religionspsychologie und Neurobiologie wünschenswert erscheinen. Die mit dem Thema verbundene Problemanzeige ist selbst aus dem Diskurs hervorgegangen, der zwischen den genannten Disziplinen in den vergangen Jahren geführt worden ist. Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz.
Univ.-Prof. Dr. Wilfried Engemann
Dieser Kongress wird gefördert durch Wien Kultur, das Essl Museum und die Evangelische Kirche in Österreich.